Projekt

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Agrarwissenschaft im Spannungsfeld wirtschaftlicher Interessen, politischer Macht und ethischen Anspruchs während der NS-Zeit und heute

Interdisziplinäres Projekt

Beschreibung

Am ehemaligen Institut für Pflanzenernährung wird heute wie auch schon zur Zeit Margarete von Wrangell's der Einfluss von Bodenmikroorganismen auf die Bodenreaktion in der Rhizosphäre und Phosphataufnahme von Kulturpflanzen erforscht. Phosphat gilt auf dem Weltmarkt als einer der wichtigsten Rohstoffe und unverzichtbarer Nährstoff für die Ernährungssicherheit weltweit. Allerdings ist die Phosphatverfügbarkeit in vielen Böden einer der am meisten ertragslimitierenden Faktoren in der Landwirtschaft und die nachhaltige Nutzung der Phosphatreserven gewinnt aus ökologischen und wirtschaflichen Gründen zunehmend an Bedeutung.

Ein aktuelles Thema welches in den vergangen Jahren im Hinblick auf die umweltverträgliche und nachhaltige Gestaltung der Landwirtschaft im Fachbereich der Pflanzenernährung zunehmend an Interesse gewonnen hat ist die Anwendung von sogenannten Biostimulantien (kommerzielle Präparate auf Basis lebender Mikrooragnismen und wirkaktiver Naturstoffe) zur effizienteren Nutzung von konventionellen und alternativen Düngemitteln als auch der im Boden enthaltenen Phosphatreserven. Die Zunahme von Wetterextremen, wie etwas anhaltende Trockenheit oder extreme Niederschläge, infolge der Klimawandels stellen die Landwirschaft weltweit vor neue Herausfoderungen. Förderung des Wurzelwachstums und der Nährstoffaneignung, Stärkung der Stresstoleranz, synergistische Interaktionen mit anderen Bodenlebewesen, als auch Unterdrückung von Pathogenen sind vielversprechende Wirkungsweisen wie mikrobielle Agenzien die Pflanzenproduktion insbesondere unter schwierigen Umweltbedingungen unterstützen können.

Im empirisch-naturwissenschaftlichen Teil soll im Rahmen des EU Projektes SolACE (Solutions for improving Agroecosystem and Crop Efficiency for water and nutrient use) ein Topfversuch zur Anwendung mikrobieller Präparate in innovativen Strategien zur Verbesserung der Nährstoff- und Wassernutzungseffizienz von Weizen- oder Kartoffelpflanzen unter Trockenstress durchgeführt werden.

Beschreibung des interdisziplinären Teils des Projekts
Während in den vergangenen Jahrzehnten die Entwicklung und kommerzielle Anwendung von biologischen Präparaten (Biostimulatien) ein Geschäftsfeld war in dem meist kleine und mittelständige Firmengründungen aus der Wissenschaft tätig waren, hat sich dies in den letzten fünf bis zehn Jahren sehr stark in Richtung großer Industriekonzerne (Global Player) verschoben die hier einen rasch wachsenden Markt von zunehmender wirtschaftlicher Bedeutung als Alternative und in Konkurrenz zu konventionellen Agrochemikalien entdeckt haben und weltweit eine Vormachtstellung im Agrobusiness einnehmen. Eine unübersehbare Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist ein zunehmender Einfluss eines von den großen Industriekonzernen getragenen Lobbyismus auf die Politik zur Definition, rechtlichen Regelung und Zulassung von Biostimulantien (z.B.: www.biostimulants.eu). In der aktuellen Fachliteratur zu dieser Thematik wird diese Entwicklung weitgehend unterstütz, vereinzelt aber auch kontrovers diskutiert. Dabei wird kritisiert, dass sich Gesetzesentwürfe zur Zuslassung von Biostimulatinen nicht mehr an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Natur von Mikroorganismen orientieren, sondern ein prakmatischer Rechtspositivismus im Dienste einer interessenorientiertern Politik zur Regelung der Märkte für die industrielle Kommerzialisierung von Biostimulantien um sich greift. Die Vertrauenskrise im Bezug auf die Fähigkeit der menschlichen Vernunft zur authentischen Erkenntnis von Sachverhalten als auch der Wahrheit an sich ersteckt sich jedoch nicht nur auf den Bereich der Politik zur Zulassung von Biostimulantien, sondern auf den gesamten Bereich der sogenannten Lebenswissenschaften, wenn nicht sogar der Naturwissenschaften insgemein. Im Bezug auf diese aktuelle Thematik sollen die Fragen und Aspekte zu den Voraussetzungen und Anforderungen wissenschaftlichen Arbeitens erschlossen werden. Im Nächsten Schritt sollen ausgewählte Fragen und Aspekt an den historischen Gegebenheiten der NS-Zeit reflektiert werden. Weitere Anregungen und Gedanken dazu finden sich im Dokument im Anhang.
Projektzeitraum
Sommersemester 2019
Bewerbungszeitraum
1. bis 10. April 2019
nach Absprache
Details zu Projektzeitraum und Durchführung

Das Projekt findet im Sommersemester 2019 statt und kann im Arbeitsumfang and Arbeitsablauf in Absprache mit den Betreuern flexibel gestaltet werden.

offen für diese Studienfächer:
offen für alle Studienfächer
Betreuer
Dr. Markus Weinmann
Institut
Institut für Kulturpflanzenwissenschaften (Ernährungsphysiologie der Kulturpflanzen (340h))
Sprache
deutsch/englisch
Teilnehmerzahl
min. 1, max. 5
(1 Kleingruppen mit max. 5 Teilnehmern)
Arbeitsaufwand
ca. 120 Stunden pro Teilnehmer | 4 ECTS-Punkte

Arbeitsaufwand (Stunden und ggf. ECTS) sind ungefähre Angaben. Die tatsächlich vergebenen ECTS-Punkte ergeben sich aus der tatsächlich geleisteten Arbeit.

 
Für dieses Projekt ist kein Motivationsschreiben des Studierenden erforderlich
Projektart
experimentell
Lernziele

Die Teilnehmer/innen lernen in diesem Projekt:

Im empirisch naturwissenschaftlichen Teil werden Kenntnisse und Fähigkeiten zur Durchführung von Literaturrecherchen, Formulierung von Versuchsfragen und Hypothesen, Erstellen eines detallierten Versuchsplanes, der Durchführung und Auswertung eines Topfversuches im Gewächshaus, und der kritisch rationalen Interpretation der Ergebnisse mit Rücksicht auf den aktuellen Stand der Forschung zu diesem Thema vermittel und erarbeitet.  

Im interdisziplinär Wissenschaftstheorethischen Teil sollen technische, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen des naturwissenschaftlichen Arbeitens im Bezug auf erkenntnistheoretische, vernunftphilosophische und ethische Fragestellungen beleuchtet und im zweiten Schritt an den Gegebheiten während der NS-Zeit reflektiert werden. Inbesondere das Verhältnis von naturwissenschaftlicher Erkenntnis, Naturrecht und Positivismus in der Gesetzgebung, als auch von Vernunft und Glaube bei der Erkenntnis des wahren, guten und gerechten sollen dabei erörtert werden.

Anmerkungen für Studierende

Am Ende des Humboldt-Reloaded Projektes werden die Teilnehmer dabei unterstützt eine wissenschaftliche Präsentation der Arbeit in Form eines Posters oder Votrages zu gestalten.

Weitere Information zum interdisziplinären Teil Wissenschaftsethos und Aufarbeitung der NS-Zeit erhalten sie von der Koordinatorin für die interdisziplinären Projekte, Evelyn Reinmuth <evelyn_reinmuth@uni-hohenheim.de>

Im Rahmen des SolACE Projektes besteht die Möglichkeit eine Bachelor- oder Masterarbeit  unter der Leitung von Prof. Dr. Günter Neumann im Fachgebiet Ernährungsphysiologie der Kulturpflanzen durchzuführen.

Dokument
Schlagworte
Kulturelle und ökologische Krise, Naturwissenschaft, Politik, Gesetzgebung, Ethik, Aufarbeitung der NS-Zeit