Speiseeis, Coupons und magnetische Fische: Drei Projekte von Studium 3.0 / Humboldt reloaded ziehen Zwischenbilanz  [06.06.12]

Sie erforschen die elektromagnetische Orientierung bei Fischen, untersuchen die Wirksamkeit von Marketing-Strategien und entwickeln neue Rezepturen für Speiseeis: In über 90 Projekten lernen Studierende, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert. Drei Projekte ziehen jetzt Zwischenbilanz und stellen sich bei einem Presserundgang vor.

Vier Studentinnen experimentieren in der Lehrmolkerei mit Speiseeis-Rezepturen. Foto: Sokoliuk/Universität Hohenheim

„Eigentlich kann man beim Speiseeis viel variieren, was die Zutaten angeht: Rein theoretisch könnte man sogar laktosefreies Milchspeiseeis produzieren und dadurch den Zuckerzusatz deutlich reduzieren“, sagt Dipl.-Ing. (FH) Manfred Huss, Projektleiter und Mitarbeiter der Lehrmolkerei. „Aber warum sollten die großen Eisproduzenten an ihren Rezepten etwas ändern? Die Leute kaufen ihr Eis ja so, wie es ist.“ Dass es trotzdem anders geht, zeigen die Versuchsreihen des Humboldt reloaded Projekts.

 

Geschmackstest der neuen Speiseeis-Rezeptur

Die vier Studentinnen haben mittlerweile schon Routine: Seit Wochen forschen sie an der richtigen Zusammensetzung für ihre Eis-Kreation. Die Inhaltsstoffe werden auf das Gramm genau abgewogen, mit Milch und Sahne vermischt und erhitzt. Sechsmal fünf Kilo Speiseeis-Rohmasse werden so produziert, immer in unterschiedlichen Zusammensetzungen.

Bevor die Flüssigkeit allerdings zu cremigem Speiseeis wird, nehmen die Studentinnen noch Proben für Tests: Untersucht werden unter anderem Viskosität, Volumenzunahme, Abtropfverhalten und natürlich der Geschmack. Wie sich dieser verändert, wenn beispielsweise der Fettgehalt gesenkt und dafür ein Molkenprotein zugeführt wird, kann beim Pressebesuch in der Lehrmolkerei jeder selbst testen.

 

Wie wirksam ist Werbung mit Coupons?

Elf Studierende der Wirtschaftswissenschaften stecken gerade mitten drin in ihrem Humboldt reloaded Projekt: Mit einem selbst entwickelten Online-Fragebogen wollen sie herausfinden, wie Marketing-Strategien mit Couponing, also Gratis- oder Rabatt-Angeboten, funktionieren. Den Fragebogen haben sie selbst entwickelt, die Umfragen laufen.

Dr. Viola Austen leitet das Projekt Empirisches Arbeiten in Marketing und Management: „Die Studierenden sollen hier frühzeitig lernen, wie man herausfinden kann, welche Marketing-Methoden mehr oder weniger erfolgreich sind. Es geht also eigentlich um die Methode – allerdings nicht nur in grauer Theorie erklärt, sondern an ganz praktischen Beispielen selbst erarbeitet.“ Die Studierenden schildern ihre Erfahrungen mit den Fragebögen und zeigen erste Ergebnisse ihrer Forschungen auf.

 

Fisch-Beobachtung per Videotracking

Im Projekt von Dr. Denis Shcherbakov geht es um die Orientierung von Fischen: Diese besitzen hoch entwickelte sensorische Systeme, mit denen sie auch das Erdmagnetfeld und elektromagnetische Strahlung wahrnehmen können. „Wir wollen herausfinden, wie das genau funktioniert, wie orientieren sich Fische unter schwachen Magnetfeldern und z.B. unter ultravioletter Strahlung?“, sagt Dr. Shcherbakov.

Dazu beobachten die Studierenden das Verhalten der Fische – im Normalzustand und unter unterschiedlichen elektromagnetischen Bedingungen. Eine Videotracking Software (BioMotionTrack D.S., entwickelt von Dr. Shcherbakov) ist ihnen dabei behilflich: Sie sammelt exakte Daten zum Verhalten der Tiere. Die Auswertung dauert zwar noch an, dennoch können die Studierenden schon von ersten Ergebnissen und Erfahrungen aus der Forschungsarbeit im Tierhaus der Universität berichten.

 

Hintergrund: Humboldt reloaded, Studium 3.0 und der Qualitätspakt Lehre

Unter Studium 3.0 fasst die Universität Hohenheim ein Bündel Projekte zusammen, das die Lehre stetig verbessern soll. Neben "Humboldt reloaded" gehören dazu die Individuellen Lernräume mit den Studiendencoaches, die Orientierung bei der Studiengestaltung bieten, und mit dem Coaching-Angebot "Alternative Lehrmethoden", sowie das Augmented Reality-Projekt "Mobile Lehre" (in Planung). Finanziert werden die Projekte vor allem durch Preisgelder aus dem Qualitätspakt Lehre des Bundes (7,6 Mio. Euro) sowie dem Wettbewerb "Studienmodelle unterschiedlicher Geschwindigkeiten" des Landes.

Text: Sokoliuk / Lembens-Schiel

Kontakt für Medien:

Julia Gerstenberg, Universität Hohenheim, Projektkoordination Humboldt reloaded, Tel.: 0711/459 24633, E-Mail: j.gerstenberg@uni-hohenheim.de

Dipl.-Ing. (FH) Manfred Huss, Universität Hohenheim, Lehrmolkerei, Tel.: 0711/459 22738, E-Mail: Manfred.Huss@uni-hohenheim.de

Dr. Viola Austen, Universität Hohenheim, Fachgebiet BWL, insb. Marketing I, Tel.: 0711/459 23410, E-Mail: Viola.Austen@uni-hohenheim.de

Dr. Denis Shcherbakov, Universität Hohenheim, AG Magnetobiologie, Tel.: 0711/459 22525, E-Mail: Denis.Scherbakov@uni-hohenheim.de


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