Zoff im Schweinestall: Ständiger Wechsel in der Gruppe tut nicht gut [05.12.16]
Jeder hat es wohl schon mal erlebt: Neue Menschen um einen herum, sei es in der WG oder im Job, bedeuten erst einmal eine Stress-Situation. Solange, bis man sich ein wenig kennengelernt hat. Und selbst dann will man nicht zu allen gleichermaßen Kontakt haben. Schweinen ergeht es nicht anders als uns: Wenn sie in Gruppen gehalten werden und deren Zusammensetzung sich häufiger ändert, kann es Zank im Stall geben – und das könnte das Wohlergehen der Tiere beeinträchtigen.
Zu diesem Ergebnis kommen drei Bachelor-Studentinnen in ihren beiden Humboldt-Projekten. Dafür analysieren die jungen Forscherinnen von 20 Sauen Videoaufzeichnungen der 15-wöchigen Trächtigkeit. Die Tiere sind in vier Gruppen aufgeteilt. Zwei Gruppen bleiben in der Zeit unverändert, bei den anderen beiden werden zweimal wöchentlich je zwei Tiere ausgetauscht.
Clara Franke und Lena Rippstein werten die Aufnahmen daraufhin aus, ob die wechselnde Gruppenzusammensetzung einen Einfluss auf das Aktivitätsverhalten und die Liegepartnerwahl hat, Sandra Reidenbach fokussiert auf das Fressverhalten.
Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an |
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Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut. |
Videos aus dem Sauenstall
Wobei „Aktivität“ durchaus auch Nicht-Aktivität bedeuten kann: Bei diesem Parameter geht es um die Frage, auf wie vielen Aufnahmen die Tiere jeweils sitzen oder stehen, oder ob sie auf der Seite oder auf dem Bauch liegen. Letzteres ist interessant, da eine Sau aus der Bauchlage heraus rasch auf die Beine kommt, wenn eine Stallgenossin Ärger macht. Auf der Seite liegt sie möglicherweise nur, wenn sie ganz entspannt ist. Hier können die Studentinnen deutliche Unterschiede ausmachen: Die Sauen in den durchmischten Gruppen liegen am Tag des Tierwechsels insgesamt deutlich weniger, und wenn, dann eher nur auf dem Bauch.
Und dann ist da die Sache mit der Sympathie: Schließlich will man ja nicht neben jeder Sau liegen. Als „Liegepartner“ bezeichnen die Studentinnen zwei Tiere, die besonders häufig pro Tag nebeneinanderliegen. Bei gleich bleibender Gruppenzusammensetzung kennen sich die Tiere alle offenbar gut, besondere Präferenzen sind nicht zu beobachten. Anders bei den durchmischten Gruppen: Hier können Franke und Rippstein Präferenzen zwischen bestimmten Tieren erkennen.
Aber wenn es ums Fressen geht, hört aber die Freundschaft auf – sollte man meinen. Ist aber gar nicht so, ergibt Reidenbachs Beobachtung: Drei Tage nach einer Wechselsituation kann sie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen bei Rangeleien um den Futternapf ausmachen.
Ständiger Wechsel führt zu mehr Unruhe
Stetige Wechsel der Gruppenzusammensetzung, so das Fazit der Studentinnen, führen insgesamt also zu mehr Unruhe im Stall und könnten sich negativ auf das Wohlergehen der Schweine auswirken. Nun wären weitere Untersuchungen nötig, die zum Beispiel Stresshormone oder Hautverletzungen als Hinweis auf eine verminderte Gesundheit und Produktivität der Tiere untersuchen.
Text: Elsner
Humboldt-Projekt: Mein linker Platz ist leer, da wünsche ich mir [NAME] her! Nachbarschaftsanalyse von trächtigen Muttersauen
Studierende: Clara Franke, Lena Rippstein
Projektbetreuer: Sarah Geiger, Birgit Pfaffinger, Christiane Schalk
Laufzeit: 26.10.2015 – 30.9.2016
Humboldt-Projekt: Verhalten während der Fresssituation: Einfluss einer wechselnden Gruppenzusammensetzung von trächtigen Muttersauen
Studierende: Sandra Reidenbach
Projektbetreuerinnen: Sarah Geiger, Birgit Pfaffinger, Christiane Schalk
Laufzeit: 26.10.2015 – 31.3.2016