Lyme-Borreliose: Nicht nur bodenlebende Kleinsäuger spielen bei der Übertragung eine Rolle [07.02.17]
Sie ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in Europa: Die Lyme-Borreliose. Doch noch immer weiß man nicht viel darüber, welche Faktoren das Infektionsrisiko beeinflussen. Welche Rolle Kleinsäuger wie Mäuse oder Siebenschläfer dabei spielen, untersuchen zwei Studentinnen in ihrem Humboldt reloaded-Projekt.
Wenn man den Übertragungszyklus des Erregers der Lyme-Borreliose nachvollziehen will, stößt man auf ein komplexes Zusammenspiel von Borrelien, Zecke und Wirt. Dabei spielen sogenannte Reservoirwirte eine zentrale Rolle, also Tiere, die zwar mit dem Erreger infiziert sind, aber selbst nicht daran erkranken. Sie stellen damit eine ständige Ansteckungsquelle dar. Im Falle der Lyme-Borreliose nehmen Kleinsäuger diese Rolle ein.
Kleinsäuger wie Nager sind attraktiv für Larven und Nymphen des Gemeinen Holzbocks, der häufigsten Zeckenart. Sie sind außerdem empfänglich für Lyme-Borrelien und können diese an blutsaugende Zecken weitergeben. Das gilt allerdings nicht für alle Kleinsäugerarten gleichermaßen. Daher müsste die Zusammensetzung von Kleinsäuger-Gemeinschaften das Risiko der Übertragung von Lyme-Borrelien beeinflussen. Und genau das wollen Davina Glatzle und Helen Kaufmann in ihrem Humboldt-Projekt untersuchen.
Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an |
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Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut. |
Studierende untersuchen Kleinsäuger und Zecken im Schwarzwald
Die beiden Studentinnen untersuchen Kleinsäuger und Zecken im Nationalpark Schwarzwald. Das Vorkommen und die Häufigkeit der unterschiedlichen Kleinsäugerarten bestimmen sie mit einer sogenannten Fang-Wiederfangstudie. Innerhalb dieser Studie fangen sie die Kleinsäuger zu unterschiedlichen Jahreszeiten in drei aufeinander folgenden Nächten – mit jeweils hundert Lebendfallen in sechs Gebieten auf zwei unterschiedlichen Höhenstufen.
Bei jedem Individuum bestimmen sie Art und Geschlecht, entnehmen eine Gewebeprobe und sammeln blutsaugende Zeckenlarven und -nymphen ab. Jeder Fang wird individuell markiert und vermessen. Um die Häufigkeit der wirtssuchenden Zecken abzuschätzen, sammeln sie diese in jedem der Gebiete regelmäßig aus der Vegetation ein.
Zecken selbst in höheren Lagen aktiv
Gelbhalsmaus, Rötelmaus, Gartenschläfer und Siebenschläfer können die Studierenden in den Untersuchungsgebieten nachweisen. An allen vier Nagerarten sind Larven und Nymphen zu finden. Sie weisen hohe Befallsraten auf, auch die eher baumbewohnenden Bilche.
Sowohl die Kleinsäuger-Gemeinschaften als auch das Vorkommen der Zecken unterscheiden sich saisonal und zwischen den Höhenstufen, was einen Einfluss auf den Übertragungszyklus haben sollte. Und auch in höheren Lagen ist noch Vorsicht geboten: Auch hier können die beiden Studentinnen noch wirtssuchende Zecken nachweisen.
Text: Elsner
Humboldt-Projekt: Die Rolle von Kleinsäugern als Zeckenwirte und als potentielle Reservoire für zeckenübertragene Erreger
Studierende: Davina Glatzle, Helen Kaufmann
Projektbetreuerin: Joanna Fietz
Laufzeit: 26.10.2015 – 30.09.2016