Zwergkröten unter der Messlatte: Größe gibt Aufschluss über Geschlecht  [24.01.17]

Die Damen sind groß, die Herren klein – was bei vielen Kröten zu beobachten ist, gilt auch für die Zwergkröte Amazophrynella javierbustamantei. Das belegt ein Humboldt-Projekt in Kooperation mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart. Die Erkenntnis könnte künftig die Geschlechtsbestimmung der winzigen Amphibien erleichtern.

Diese Kröten sind erheblich größer als die Zwergkröten. | Foto: Universität Hohenheim, Jan Winkler


Sexualdimorphismus lautet das Zauberwort: Wenn Männchen und Weibchen einer Art sich äußerlich stark unterscheiden, sagt das Biologen viel über die Evolution, die Lebensstrategien und die Paarungssysteme der Art. Bei Kröten zeigt sich das meist darin, dass die beiden Geschlechter eine unterschiedliche Körpergröße aufweisen.

Die Zwergkrötenart Amazophrynella javierbustamantei lebt im südamerikanischen Regenwald – und ist so klein, dass die Geschlechtsbestimmung nicht immer einfach ist. Männchen haben eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 1,5 Zentimeter, die Weibchen werden bis 2 Zentimeter groß. Ob dieser Unterschied jedoch so signifikant ist, dass er zur Geschlechtsbestimmung herangezogen werden kann, will die Studentin Maura Renninger in ihrem Humboldt reloaded-Projekt klären.

Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an

Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut.


Außerdem überprüft sie, wie stark die Körperlänge beider Geschlechter mit den Maßen einzelner Körperabschnitte korreliert und ob die Arme der Männchen im Vergleich zu den restlichen Körperproportionen signifikant länger sind.

Daten belegen signifikanten Größenunterschied

Renninger untersucht 15 Weibchen und 33 Männchen der Zwergkrötenart aus der herpetologischen Sammlung des staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart und Karlsruhe. Sie ermittelt die Körpergrößen, also die Kopf-Rumpf-Länge, und 16 weitere Körper- und Kopfmerkmale. Die Weibchen seziert sie und kann so die Eigrößen ermitteln und das Geschlecht eindeutig bestimmen. Diese eigenen Daten wertet sie aus und ergänzt sie mittels Literaturrecherche.

Der statistische Test belegt eindeutig: Die Kopf-Rumpf-Länge unterscheidet sich bei Männchen und Weibchen von A. javierbustamantei höchst signifikant. Diese Größe kann daher als eindeutiges Merkmal zur Geschlechtsbestimmung dienen. Auch mit den Maßen der anderen Körperabschnitte korreliert die Kopf-Rumpf-Länge. Anders sieht es bei der Armlänge der Männchen aus, sie ist nicht signifikant länger im Vergleich zu den restlichen Körperproportionen.

Text: Elsner

Humboldt-Projekt: Sexualdimorphismen bei Amphibien – Evolution des Sexualdimorphismus südamerikanischer Zwergkröten
Studierende: Maura Renninger
Projektbetreuer: Alexander Kupfer, Nadine Hammerschmidt
Laufzeit: 26.10.2015 – 30.9.2016


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