Wertvolle Baumrinde: Bislang unerkanntes Potential für Aktivkohle  [18.05.17]

Baumrinden fallen in holzverarbeitenden Betrieben häufig als Abfall an. Künftig könnten Schwarzpappelrinde und alte Weinkorken (aus Korkeichenrinde) auch als Aktivkohle eingesetzt werden. Somit wird Abfall vermieden und es entstehen neue Chancen für die Forstwirtschaft. Das ist das Ergebnis eines Humboldt reloaded-Projektes.

Bildquelle: Universität Hohenheim / Astrid Untermann


Aktivkohle ist ein poröser, feinkörniger Kohlenstoff mit einer großen inneren Oberfläche, die als Adsorptionsmittel in der Chemie, Medizin, bei der Trinkwasseraufbereitung, der Abwasserreinigung sowie in der Lüftungs- und Klimatechnik eingesetzt wird. Sie wird meist in Form eines Granulats oder gepresst verwendet. Baumrinden scheinen wegen ihrer großen inneren Oberfläche besonders gut als Aktivkohle geeignet zu sein, so die Annahme der Studierenden Katharina Schoder und Pablo Ender.

Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an

Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut.


In dem Projekt untersuchen die Studierenden die Eignung von Laubhölzern, Schwarzpappelrinde, sowie alten Weinkorken (aus Korkeiche) als Ausgangsmaterial für Aktivkohlen. Dazu stellen sie zunächst HTC-Kohlen (Kohle, die mit dem Verfahren der so genannten Hydrothermalen Karbonisierung gefertigt wird) her. Hierzu wird die Rinde in Wasser suspendiert und in einer Art Schnellkochtopf bei hohen Temperaturen und Drücken zur Reaktion gebracht. Die so gewonnene Kohle wird getrocknet und gemahlen und anschließend durch chemische Verfahren zur Aktivkohle weiterverarbeitet.

Weitere Forschung mit Korkeichenrinde geplant

Die Studierenden analysieren schließlich die gewonnene Aktivkohle. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass die innere Oberfläche der Aktivkohlen aus Kork deutlich höher ist, als bei den Aktivkohlen aus Pappelrinde. Ein möglicher Grund ist die ursprüngliche Zusammensetzung der Biomasse sowie die Porosität der Korken. Dies und der Umstand, dass sowohl ein Reststoff Weinkorken, als auch die Korkeichenrinde selbst verwendet werden, spricht zunächst für die Weinkorken als Material für weitere Forschungsarbeiten. Abschließende aussagekräftige Adsorptionstests sollen in einem weiteren Humboldt-Projekt ergänzt werden. 

Text: A. Schmid – M. Götz

Humboldt-Projekt: Aktivkohle aus Baumrinde – eine Alternative mit Potential? 
Studierende: Katharina Schoder, Pablo Ender
Projektbetreuer: M. Götz, C. Rodriguez Correa, A. Kruse
Laufzeit: 1. Mai 2016 –  1. August 2016


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