Lagererzwespen im Duftrausch: Studierende entlarven angeblichen Spezialisten  [21.11.16]

Die biologische Schädlingsbekämpfung setzt Nützlinge gegen Schädlinge ein. Einer dieser tierischen Helfer ist die Lagererzwespe, die Schädlingslarven oder -puppen in Körnern, Samen oder Kokons als Wirte für die eigene Brut nutzt. Aber eigentlich gibt es zwei Arten der Lagererzwespe: Eine, die als Spezialist nur dem Brotkäfer den Garaus machen soll, und die zweite, die als Generalist den Kornkäfer und viele weitere Wirte attackiert. Doch das stimmt so nicht, zeigt jetzt ein Humboldt-Projekt.

Foto: Universität Hohenheim / Johannes Steidle


Die Studierenden Lea Pitzen und Dominik Wentsch können belegen, dass der angebliche Spezialist, die Brotkäfer-Art, zumindest auch den Kugelkäfer als Wirt nutzt. Kugelkäfer sind in Zwischenböden von Fachwerkhäusern zu finden und neigen zur Massenvermehrung. Daher gelten sie, obwohl sie keine größeren Schäden verursachen, als Hygieneschädling und Lästling.

Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an

Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut.


Auch der Brotkäfer-Spezialist mag Kugelkäfer

Die Frage ist, ob und wie die Lagererzwespen ihren Wirt über den Geruch finden können. Die Studierenden lassen beide Arten, den Spezialist und den Generalist, nach Kugelkäfern oder deren Substrat suchen. In eine sogenannte 4-Feldarena, einen Plastikzylinder mit vier getrennten Kammern, auf der ein engmaschiges Drahtnetz aufliegt, geben sie die zu testende Substanz bzw. die Käfer.

Als Geruchsproben dienen verschiedene Futtersubstrate und Entwicklungsstadien des Kugelkäfers. Die Versuchswespen können sich von der Mitte aus frei über das Drahtgitter bewegen. Mit dem Softwarepaket Observer XT erfassen die Studierenden den Aufenthaltsort der Käfer und überprüfen, ob es statistisch signifikante Abweichungen bei der Aufenthaltsdauer der Tiere auf den vier Feldern gibt.

Das Ergebnis: Sowohl der Generalist als auch der Spezialist können den Kugelkäfer finden. Das war bei ersterem zu erwarten, aber beim Spezialisten widerspricht dies der Vermutung, dass er nur Brotkäfer befällt – ein Umstand, der bei der biologischen Bekämpfung der Schädlinge künftig eine Rolle spielen könnte.

Text: Elsner

Humboldt-Projekt: Biologische Bekämpfung von Kugelkäfern – Verhaltensreaktion von Lariophagus distinguendus auf olfaktorische Duftstoffe von Gibbium psylloides
Studierende: Lea Pitzen, Dominik Wentsch
Projektbetreuer: Steffi Niedermayer
Laufzeit: 26.10.2015 – 30.9.2016


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