Aufschlussreiche Jahrringe: Studierende finden 4.000 Jahre alte Baumstämme  [06.04.17]

Ob als Balken im Gebäude oder in Kiesgruben, Holz kann viele Jahrhunderte überdauern. Aus welchem Zeitalter genau das Holz stammt, darüber gibt die Abfolge der Jahrringe Aufschluss. Vier Studierende erproben im Rahmen zweier Humboldt-Projekte diese sogenannte Jahrringanalyse – und finden Bäume, die ihre Blätter zu einer Zeit trieben, als die Menschen gerade die Vorzüge von Bronze entdeckten.

Foto: Universität Hohenheim


Es ist der weltlängste Jahrringkalender: Lückenlos überspannt er die letzten 12.500 Jahre, reicht damit bis ans Ende der letzten Eiszeit zurück – und liegt am Institut für Botanik in Hohenheim vor. Die Jahrringe von Bäumen sind nicht alle gleich. Je nach Witterung und Standort werden sie in einem Jahr breiter, im nächsten vielleicht nur schmal. Das ergibt eine charakteristische Abfolge der Jahrringe.

Der Hohenheimer Jahrringkalender ist mit Holzproben aus rezenten Wäldern, historischen Gebäuden, archäologischen Grabungen und Kiesgruben bestückt. Wenn man die Jahrringe einer Probe unbekannten Alters vermisst, kann man diese Messung mit dem Kalender abgleichen und so den Zeitraum ermitteln, in dem der Baum gewachsen ist. Dendrochronologische Datierung nennen die Forscher diese Vorgehensweise.

Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an

Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut.


Kiesgruben bergen Baum-Schätze

Julia Glas, Roman Hartwig, Katharina Tietz und Marliese Sitter machen sich in ihren Humboldt -Projekten mit der Kettensäge auf den Weg in zwei Kiesgruben. Dort suchen sie ihre Forschungsobjekte: Alte Bäume, freigelegt durch den Kiesabbau. Die Studierenden finden mehr als acht Stämme und entnehmen daraus jeweils eine Stammscheibe.

Im Jahrringlabor bestimmen sie bei ihren Funden zunächst die Holzarten und erkennen die charakteristischen Merkmale von Eichen und Ulmen. Nun stellt sich die Frage nach dem Alter. Sie präparieren die entnommenen Stammscheiben, legen die Jahrringe frei und vermessen sie.

Eichen lebten vor 4.000 Jahren

Das Ergebnis ist durchaus Ehrfurcht einflößend: Die Eichen datieren sie auf der Hohenheimer Jahrringchronologie um das Jahr 1800 v. Chr. – sie sind also fast 4.000 Jahre alt. Dagegen sind die Ulmen fast noch jung. Sie datieren die Studierenden in eine Zeitepoche, aus der bisher nur wenige Belege im Archiv vorliegen: 1000 n. Chr.

Text: Elsner

Humboldt-Projekt: Datiere die Eiche im Heuhaufen 3.0 / 4.0
Studierende: Julia Glas, Roman Hartwig, Katharina Tietz, Marliese Sitter
Projektbetreuer: Alexander Land, Sabine Remmele
Laufzeit: 26.10.2015 – 30.09.2016


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