Kinder im Kongo: Insekten-Kekse gegen Nährstoffmangel [14.07.17]
Therapeutische Nahrung – besonders zur Behandlung mangelernährter Kinder kommen gebrauchsfertige, sehr kalorienreiche Zubereitungen mit wichtigen Zusatzstoffen wie Vitaminen und Mineralien zum Einsatz. In einem Humboldt-Projekt wollen Studierende die Produktpalette dieser Nahrungsergänzungsmittel erweitern. Mit Keksen und einer Paste aus lokal verfügbaren Lebensmitteln – inklusive Insektenmehl.
Wie etliche andere afrikanische Länder ist der Kongo stark von Mangelernährung betroffen. Neben Eiweiß- und Eisenmangel herrscht auch Zink- und Vitamin A-Mangel. Das kann bei Kindern schwere Folgen für die körperliche und geistige Entwicklung nach sich ziehen. Um dem entgegenzuwirken, lässt sich zum einen der tägliche Ernährungsplan optimieren. Doch um Mangelernährung direkt zu behandeln, kommen oft sogenannte ready-to-use foods (RUFs) als Nahrungsergänzung zum Einsatz.
Hintergrund |
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Die Entwicklung therapeutischer Rezepte zur Schließung von Nährstofflücken in der AG International Nutrition geht bereits auf die Diplomarbeit von Olga Shapiro im Jahre 2008/2009 zurück und war als Vorbereitung auf die PhD-Arbeit von Dr. Ratna Purvestri gedacht. Ratna selbst und weitere BA- und MA-Studentinnen haben die Rezepte weiterentwickelt und auch auf den präventiven Bereich ausgedehnt. Erst danach wurde dieses Konzept auch in Humboldt reloaded-Arbeiten übernommen. |
In ihrem Humboldt reloaded-Projekt wollen Sarah Mößner und Elisa Reisch lokal produzierte RUFs in Form von Paste und Keksen für den Ostkongo entwickeln. Konsistenz, Geschmack und Nährstoffgehalt spielen dabei die wichtigsten Rollen.
Paste und Kekse mit allen wichtigen Nährstoffen
Auf den für RUFs üblichen Gebrauch von Erdnüssen und Milchpulver verzichten sie, da sie neue Produkte entwickeln möchten. Mikronährstoffe wie Vitamin A, Calcium, Zink, Eisen und Folsäure, sowie ein hoher Energie-, Fett- und Proteingehalt sind essentiell. Um die von der WHO empfohlenen Nährstoff-Werte zu erreichen, setzen die Studentinnen regional günstig erhältliches Insektenmehl und TopNutri, ein Mikronährstoffpulver zur Anreicherung der kindlichen Ernährung, ein.
Die Rezepte erstellen sie mit Hilfe einer Ernährungssoftware. Dann kochen bzw. backen sie die Produkte, testen sie sensorisch und optimieren sie. Die Hauptkomponenten der Kekse sind Banane, Insektenmehl und Getreidemehl. Die Paste besteht überwiegend aus Avocado, Süßkartoffel und Walnuss. Zusätzlich dienen Apfel, Zucker, Kakao, Palmöl und Salz zur Verfeinerung.
Humboldt reloaded – Wissenschaft von Anfang an |
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Das preisgekrönte Projekt der Uni Hohenheim will Studierende durch forschungsnahes Lernen bereits im Bachelorstudium für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden bearbeiten Forschungsfragen in kleinen Teams und werden dabei optimal betreut. |
Herausforderung Insektenmehl
Bei beiden Rezepten werden die Referenzwerte für RUFs für die meisten der kritischen Nährstoffe erreicht – wobei man allerdings beachten muss, dass in dem Humboldt-Projekt exemplarisch Insektenmehl aus Imbrasia opimethea zur Berechnung der Werte verwendet wird, aber bei einer anderen Insektenart die Nährstoffzusammensetzung variieren kann. Eine weitere Möglichkeit zur Optimierung sehen die Studentinnen darin, ein speziell an diese Produkte angepasstes Nährstoffpulver anstelle von TopNutri zu verwenden.
Ihr persönliches Fazit: Der Teufel steckt bisweilen im Detail. Denn ein Produkt herzustellen, das die Anforderungen einer homogenen Masse ohne Klumpen etc. mit sich bringt, kann eine besondere Herausforderung darstellen. Und das gilt wohl in noch höherem Maße für einen anderen Arbeitsschritt: Die geschmackliche Probe der Insektenprodukte.
Ausgeklügelte Planung: Mittels Software gegen Mangelernährung
Text: Elsner
Humboldt-Projekt: Entwicklung von Rezepten für lokal produzierte therapeutische Nahrung für mangelernährte Kinder unter 5 Jahren im Ostkongo
Studierende: Sarah Mößner, Elisa Reisch
Projektbetreuer: Damaris Beitze
Laufzeit: Sommersemester 2016