Peer Teaching vs. Peer Tutoring:

Unter Peer Teaching wird ein kooperatives Lernen verstanden, bei dem sogenannte "Peers" (Ebenbürtige, Gleichgestellte) sowohl die Rolle des Lehrenden als auch des Lernenden einnehmen.

Beim Peer-Tutoring vermitteln Studierende mit Expertenwissen dieses an andere Studierende.
Beispielsweise kann es sich bei der Tutor:in um höhersemestrige Studierende, Seminarteilnehmer:innen mit besonderem Fachwissen oder auch eine wissenschaftliche Hilfskraft handeln.

Dem hingegen gibt es beim Peer-Teaching keine Tutoren, sondern die Studierenden selbst sind die "Wissensvermittler:innen" bei wechselnden Rollenverhältnissen.

Mehrwert von Peer Teaching

  • Das wechselnde Rollenverhältnis fördert neben dem individuellen Wissenserwerb zugleich den Wissensaustausch zwischen den Studierenden.
  • Peer Teaching erfordert die aktive Zusammenarbeit zwischen den Studierenden, die sich hinsichtlich ihrer Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen unterscheiden und ist damit besonders bei heterogenen Gruppen geeignet.
  • Durch das Aufheben von Hierarchien sowie einer "gemeinsamen Sprache" zwischen den Studierenden ist zu erwarten, dass sich Lernbarrieren leichter überwinden lassen, die Studierenden sich nicht nur inhaltlich unterstützen, sondern auch die Lernmotivation steigt.
  • Die aktive Wissensvermittlung führt zu einer intensiveren Verarbeitung von Inhalten und damit zu einem nachhaltigeren Wissenserwerb sowie zu einer gesteigerten Selbstwahrnehmung.
  • Förderung überfachlicher Handlungs- und Gestaltungskompetenzen wie Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Selbständigkeit und Verantwortungsbewusstsein durch den hohen Interaktionsgrad zwischen den Studierenden.
  • Der Diskurs zwischen den "Peers" unterstützt das kritische Hinterfragen der Lerninhalte sowie die Reflektion des eigenen Erkenntnisprozesses, wodurch ebenfalls ein nachhaltiger Wissenserwerb gefördert wird. Peer Teaching führt damit zur Aneignung einer autonomen und reflektierten Arbeitsweise, die insbesondere im Kontext des Forschenden Lernens von Bedeutung ist.

Peer Teaching und Forschendes Lernen

Forschendes Lernen erfordert Autonomie, Reflexion, Methodensicherheit und Kritikfähigkeit.

Die Interaktivität des Peer Teaching-Ansatzes bietet die Möglichkeit diese Kompetenzen verstärkt zu fördern. Peer Teaching lässt sich damit hervorragend mit Forschendem Lernen und Arbeiten in Kleingruppen kombinieren.

Durch den Einsatz unterstützender Methoden kann der Diskurs zwischen den Peers und die kritische Auseinandersetzung mit den Lehrinhalten bzw. dem Forschungsprozess gefördert werden.

Peer Teaching und Humboldt reloaded

Während der 2. Förderphase von Humboldt reloaded zielte das Peer Teaching-Projekt auf die Entwicklung eines Lehr- und Lernformats ab, bei dem die Studierenden in die Lehre – und damit (inter)aktiv in den Wissenserwerb und die Wissensvermittlung – eingebunden wurden. Im Zeitraum vom Sommersemester 2017 bis Wintersemester 2020/21 fanden am Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement acht Humboldt reloaded-Seminare im Peer Teaching-Format statt, an denen insgesamt 122 Studierende teilnahmen. Das Peer-Teaching wurde sowohl im Kontext theoretisch-konzeptioneller als auch empirischer Seminare zu Fragestellungen des Customer-Experience-Management, der Organisationsentwicklung, der Digitalisierung sowie der Preiswahrnehmung im Dienstleistungskontext angewendet.

Im Rahmen der Humboldt reloaded Peer-Teaching-Seminare wurden verschiedene Inhalte und Methoden aufbereitet und angewendet. Eine kompakte Übersicht zum Peer Teaching liefert die Handreichung, in der Methodensammlung und dem -Baukasten werden aktivierende Methoden vorgestellt, die den Wissensaustausch zwischen den Studierenden fördern können.

Handreichung Peer Teaching   |   Methodensammlung Peer Teaching   |   Methodenbaukasten Peer Teaching

Literatur

Balsiger, Philipp W. (2005). Transdisziplinarität. Systematisch-vergleichende Untersuchung disziplinenübergreifender Wissenschaftspraxis. München: Wilhelm Fink Verlag.

Weiterführende Literatur

Goy, A. 2005. Peerteaching – Doppelt gelernt hält besser, in: Sozialmagazin, 30. Jg., Nr. 4, S. 24 – 33.

Lenger, J., Weiss, P., Kohse-Höinghaus, K. 2013. Vermittlung interdisziplinärer Forschungskompetenz: Lehren und Lernen von- und miteinander, in: Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 8. Jg., Nr. 1, S. 60 – 68.

Mazur, E. 2006. Peer Instruction: Wie man es schafft, Studenten zum Nachdenken zu bringen. Praxis der Naturwissenschaften; Physik in der Schule, 4(55), 11-15.